Unter dem Motto „Bus und Bahn im Lumdatal – wie soll sich unser Nahverkehr entwickeln“ fand die angekündigte Podiumsdikussion des Gemeinwesenprojekts „Dabeisein“ in Allendorf statt.
In der gut gefüllten Halle zeichnete sich schon recht früh ein weniger demokratisches als eher recht einseitiges Bild ab – man konnte den Eindruck gewinnen, das Publikum bestehe lediglich aus Bahnbefürwortern.
Im Verlauf des moderierten Gesprächs erklärte die Landrätin Anita Schneider, man habe das Gutachten zur Reaktivierung bereits vorliegen. Es bescheinige der Lumdatalbahn einen Wirtschaftlichkeitsfaktor von 0,6. Ein für sich genommen katastrophal niedriger Wert.
Daher habe man es erneut rechnen lassen, so Frau Schneider weiter, und dabei die Kriterien der Bewertung so verändert, dass man nun einen Wirtschaftlichkeitsfaktor von rund 1,6
erreicht hätte. Schließlich sei die Lumdatalbahn nur ein kleines Projekt was den Bewertungskriteren nicht gerecht werde.
Gebunden sei dieser neuberechnete Wert an gewisse Prämissen und nur wenn diese alle eingehalten würden, wäre die Reaktivierung wirtschaftlich. Diese Prämissen umriss sie anschließend
damit, dass die Bahn das Lumdatal zukunftsfähig mache. Auch dass alle vier beteiligten Kommunen ihre feste Zusage zur Bahn machten, sei eine Bedingung.
Später relativierte der Sprecher des ZOV Herr Klöppel die Wirtschaftlichkeit mit der Aussage, man wüsste schon heute, die Defizite der Lumdatalbahn müssten wahrscheinlich immer wieder ausgeglichen werden und wer letztendlich dafür aufkommen müsse, sei noch unklar.
Die Schülerschaftsvertreter der CBES gaben auf Nachfrage des Moderators an, man habe bis jetzt zur Verbesserung der Beförderungssituation nur an bessere Busverbindungen gedacht und sich bisweilen gar nicht dem Thema Bahn beschäftigt.
Im Gegensatz dazu die Hoffnung des Jugendforums. Sie glauben, mit der Bahn besser aus den abseits der Bahnstrecke liegenden Ortschaften Nordeck oder Climbach angebunden zu werden.
Darauf entgegnete Landrätin Schneider eher beiläufig, man favorisiere den Pendler als Zielgruppe der Lumdatalbahn und nicht die Schüler.
Dass die Lumdatalbahn im Gegensatz zu einem Bus nicht die neuralgischen Punkte direkt bedienen kann, wurde von Sebastian Hensel angemerkt, der als Sprecher der Bürgerinitiative
Contra-LTBahn auf dem Podium Platz genommen hatte. Seine Argumentation verhallte allerdings unkommentiert in der allgemeinen Zustimmung zur Alternativlosigkeit der Bahn.
Im weiteren Verlauf wurden weitere Details zur Reaktivierung erläutert. So plane man, die Bahn durch einen Schnellbus zu ergänzen, um in Stoßzeiten die notwendigen Kapazitäten überhaupt zu erreichen und die avisierten Fahrtzeiten halten zu können.
Eine Gegenüberstellung von Bus und Bahn ließ Landrätin Schneider leider vermissen. So entfiel die Möglichkeit für die Teilnehmer und das Publikum, Vor- und Nachteile beider Systeme genauer zu betrachten und zu diskutieren.
Die vorgebrachten Einwände von Sebastian Hensel bezüglich der finanziellen Belastung für die Kommunen, wie auch die Belastungen der Anwohner im gesamten Lumdatal, wurden von einer Vertreterin der „Allianz pro Schiene“ belächelt und mit einem Werbeheft ihres Verbandes quittiert.
Von der SPD-Kreispolitikerin Lisa Langwasser wurden die Bahnkritiker gebeten, man müsse für die Solidarität im Lumdatal und ein größeres Ziel eigene Befindlichkeiten endlich hinten anstellen.
So endete die Veranstaltung mit der schon bestehenden Meinung, die Zukunft des Lumdatals liege nur auf der Schiene und es gebe schlicht keine Alternativen für den öffentlichen Nahverkehr.